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und er fuhr hastig fort: »Ein Wesen, das sich mit Quanten und Quasaren gleichermaßen be-
schäftigt, hat auch Zeit für uns. Und wissenschaftliche Beweise ... Aber ich will hier nicht
schale Argumente wiederholen. Wir haben andere Dinge zu besprechen.« Er stellte die In-
terkomverbindung zur Kombüse her und sagte: »Eine Kanne Kaffee, Sahne, Zucker und
zwei Tassen in die Kapitänskabine, bitte.«
»Sahne!« murmelte Ingrid.
»Ich finde, so schlecht schmeckt sie gar nicht«, entgegnete Telander. »Übrigens ist Car-
ducci ganz begeistert von Reymonts Vorschlag, sich dem Nahrungschemiker-Team anzu-
schließen und neue Gerichte zu erproben. Kein Beefsteak, das aus Algen und Gewebekultu-
ren zusammengemanscht wird, sondern etwas ganz Neues. Ich bin froh, daß er sich endlich
gefangen hat.«
»Ja, als Küchenchef taugt er nicht mehr viel.« Ingrid wurde mit einemmal ernst. Sie
schlug mit der flachen Hand auf die Stuhllehne. »Warum?« stieß sie hervor. »Was ist nur
los? Wir sind erst halb so lange unterwegs, als es ursprünglich geplant war. So rasch dürfte
die Kampfmoral nicht nachlassen.«
»Wir haben jede Sicherheit verloren ...«
»Ich weiß. Aber in der Vergangenheit haben Gefahren die Menschen oft genug zu großen
Leistungen angespornt. Die Möglichkeit, daß wir die Reise nie beenden werden, hat mich
anfangs auch fertiggemacht, das gebe ich zu. Aber ich bin darüber hinweggekommen.«
»Wir, die eigentliche Mannschaft, haben ein festes Ziel«, erklärte Telander. »Wir sind
verantwortlich für das Leben der anderen. Das hilft. Aber selbst für uns ...« Er machte eine
Pause. »Darüber wollte ich mit Ihnen sprechen, Ingrid. Wir nähern uns einem kritischen
Datum. Auf der Erde sind seit unserer Abreise hundert Jahre vergangen.«
»Unsinn«, entgegnete sie. »Unter diesen Umständen kann man doch nicht von Gleichzei-
tigkeit sprechen.«
»Psychologisch gesehen ist es kein Unsinn«, beharrte er.
»Auf Beta Virginis hätten wir zumindest einen winzigen Kontakt zur Heimat gehabt. Aber
so ...« Er zuckte mit den Schultern. »Sie müssen tun, was Sie können, um den Leuten über
diese Zeit hinwegzuhelfen. Sie verstehen das besser als ich.«
»Das reden Sie sich ein. Ein paar Worte von Ihnen ...«
Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe sogar die Absicht, mich ganz zurückzu-
ziehen.«
»Wie meinen Sie das?« fragte sie beunruhigt.
»Oh, keine Panik«, erwiderte er. »Die Arbeit im Maschinenraum und in der Navigations-
zentrale nimmt mich voll und ganz in Anspruch. Niemand kann es mir verübeln, wenn ich
mich nach und nach ganz von den Schiffsgefährten absondere.«
»Aber weshalb denn, um Himmels willen?«
»Ich hatte ein paar Unterredungen mit Charles Reymont. Er brachte dabei ein ausgezeich-
netes Argument vor  ein lebenswichtiges Argument, wenn ich mich nicht täusche. Wenn
Unsicherheit uns umgibt, wenn überall Verzweiflung lauert, dann muß der Durchschnitts-
mensch an Bord das Gefühl haben, daß sein Geschick in tüchtigen Händen ruht. Natürlich
wird niemand bewußt behaupten, der Kapitän sei unfehlbar. Aber unterbewußt besteht das
Verlangen nach diesem Nimbus. Und ich  ich habe meine Schwächen und Fehler. Ich
besitze ein durchschnittliches Urteilsvermögen. Nicht immer wird es mir gelingen, eine Si-
tuation richtig einzuschätzen, vor allem nicht unter der seelischen Belastung, der wir alle
ausgesetzt sind.«
Ingrid spannte sich an. »Was verlangt der Constable von Ihnen?«
»Daß ich den zwanglosen, vertrauten Umgang mit Besatzung und Passagieren aufgebe.
Nach außen werden wir erklären, daß ich nicht von meiner Arbeit abgelenkt werden darf, da
es meine ganze Aufmerksamkeit erfordert, das Schiff sicher durch die Nebel und Sternen-
haufen der Galaxis zu steuern. Es ist eine vernünftige Ausrede, man wird sie akzeptieren.
Am Ende werde ich allein speisen, hier in meiner Kabine, mit Ausnahme von festlichen
Gelegenheiten. Ich werde auch meinen Sport hier treiben und allein meiner Freizeitbe-
schäftigung nachgehen. Nur Offiziere von hohem Rang  wie Sie  haben das Recht,
mich persönlich aufzusuchen. Ich werde mich mit Etikette umgeben. Durch seine Helfer
wird Reymont verbreiten lassen, daß ich auf korrekte Umgangsformen Wert lege.
Kurz gesagt, Ihr guter Lars Telander ist im Begriff, sich in >den Alten
»Das sieht Reymont ähnlich«, sagte sie bitter.
»Er hat mich davon überzeugt, daß es so am besten ist.«
»Ohne darüber nachzudenken, was er Ihnen damit antut.«
»Ich schaffe es schon. Ein geselliger Typ war ich noch nie. Und in unserer Bibliothek gibt
es eine Menge Werke, die ich immer schon lesen wollte.« Telander sah sie forschend an.
Trotz der lauen, nach frischem Heu duftenden Brise, die aus den Ventilatoren kam, zeigte
sich eine Gänsehaut auf ihren bloßen Armen. »Sie haben auch eine Rolle in diesem Plan,
Ingrid. Mehr denn je müssen Sie sich um die menschlichen Probleme kümmern. Organisa-
tion, Vermittlung ... es wird nicht leicht sein.«
»Allein kann ich das nicht.« Ihre Stimme zitterte.
»Man kann alles, wenn man dazu gezwungen wird«, erwiderte er. »Sicher gelingt es Ih-
nen, einen Teil der Verantwortung an andere abzugeben. Eine Frage der richtigen Planung.
Wir werden uns schon etwas einfallen lassen.«
Er zögerte. Unsicherheit überkam ihn; er wurde tatsächlich rot. »Äh  noch etwas in die-
sem Zusammenhang ...«
»Ja?«
Der Türgong rettete ihn. Er nahm dem Steward das Kaffeetablett ab und trug es zum
Tisch. Umständlich schwenkte er ein. Dabei wandte er ihr den Rücken zu. »In Ihrer Positi-
on«, fuhr er fort, »ich meine, in Ihrer neuen Position  Sie müssen sich natürlich nicht so
abkapseln wie ich, aber eine gewisse Distanz, ich meine ...«
Leiser Spott schwang in ihrer Stimme mit. »Armer Lars! Sie meinen, Ihr Erster Offizier
sollte die Partner nicht so häufig wechseln?«
»Nun, ich verlange ja keinen Zölibat. Bei mir ist das etwas anderes. In Ihrem Fall  nun,
die Phase des Kennenlernens ist für die meisten von uns vorbei. Es haben sich feste Partner-
schaften gebildet. Wenn Sie auch ...«
»Ich verstehe. Aber ich weiß etwas Besseres. Ich werde allein bleiben.«
Er konnte die Zeremonie des Eingießens nicht länger hinauszögern. »D-das ist nicht nö-
tig«, stammelte er.
»Vielen Dank.« Sie atmete das Kaffeearoma ein. Über die Tasse hinweg blinzelte sie ihn
an. »Und wenn der Kapitän seinen Ersten Offizier von Zeit zu Zeit zu einer Geheimkonfe-
renz holt, kann niemand etwas einzuwenden haben.«
»Äh  nein. Sie sind lieb, Ingrid, aber es geht nicht.« Telander ging in der Kabine auf
und ab. »In einer so kleinen Gemeinschaft würde das nicht lange verborgen bleiben. Und
ich hasse Heuchelei. Obwohl ich mir keine bessere Partnerin wünschen könnte als Sie  es
darf nicht sein. Sie stellen das Bindeglied zwischen mir und der Mannschaft dar. Das heißt,
daß Sie neutral bleiben müssen... Reymont könnte Ihnen das besser erklären.«
Ihr Lächeln schwand. »Es gefällt mir ganz und gar nicht, wie er Sie gängelt.«
»Er hat Erfahrung mit Krisensituationen. Seine Argumente klangen vernünftig.«
»Mag sein«. Ingrid zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck Kaffee. »Vielleicht
hat er sogar recht  was immer seine Beweggründe sein mögen.« Sie setzte die Tasse ab.
»Was mich betrifft, so geht die Sache in Ordnung. Ich habe das alberne Getue ohnehin satt.
Die Monogamie scheint sich durchzusetzen, und die Auswahl wird immer kleiner. Ich habe
selbst schon mit dem Gedanken gespielt, aufzuhören. Olga Sobieski ist der gleichen Mei-
nung wie ich. Ich werde Kato bitten, die Kabine mit ihr zu tauschen. Etwas Ruhe und Kühle
werden mir guttun, Lars. Es gibt so viele Dinge, über die ich nachdenken möchte.«
Die Leonora Christine hielt auf den Sagittarius-Nebel zu. Niemand wußte mit Bestimmt-
heit, was dahinter lag. Die Astronomen vermuteten ein Raumvolumen, in dem es kaum
Staub oder Gase gab, dafür aber eine dichte Ansammlung alter Sterne. Aber kein Teleskop
hatte je die Wolken durchdrungen, die dieses Reich abschirmten, und kein Schiff hatte sich [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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